Von den Anfängen bis heute
Man versetze sich zurück in das Grötzingen des Jahres 1968. Die Fasenacht spielte sich zu dieser Zeit lediglich in den Lokalen oder Vereinsheimen ab. Bunte Kappenabende wurden abgehalten, so auch im Gasthaus „Zum Goldenen Ochsen“. Von alemannischer Fasnet ist nur ein Hauch zu spüren. Es ist der „Schmutzige Dunschdich“, der 22. Februar. Angeregt von den Wirtsleuten Anna und Karl Kurz verkleidet sich eine Stammtischrunde von 15 Personen als Schlumpeln und schnurrt bis in die Morgenstunden. Am nächsten Tag bringt Gerhard Vogt eine Idee aufs Tablett: Warum soll man nicht als Hexengruppe am Durlacher Umzug teilnehmen? Und so nimmt das Schicksal mit den „Pfinztal-Hexen von der Hätten-Hatten-Hohl“ seinen Lauf. Kurzfristig wird für den Fasenachtsdienstag ein Umzug durch Grötzingen auf die Beine gestellt, am Laubplatz Fasenachtsküchle und Griebenbolzen verteilt und bei Einbruch der Dunkelheit Eulalia I. verbrannt. Der erste Schritt war vollbracht.
Ein weiteres Fundament wurde am 11.11.1968 gelegt: Die Gründungssitzung der damaligen Hottscheck-Hexen Grötzingen. Nach eingehender Diskussion einigte man sich, der eingeschlagenen alemannischen Schiene zu folgen und unter Leitung des 1. Vorsitzenden Hubert Wingerath feierten bereits 1969 der Hexenball und der Rathaussturm Premiere. Der Hexenruf „Narri-Narro, die Hottscheck-Hex’ isch do!“ wurde geboren und pünktlich zur neuen Kampagne präsentierten sich die aktiven Mitglieder in einheitlichem Häs.
Am 13. März 1971 wurde Gerhard Vogt zum Zunftmeister gewählt und am 29. Februar 1972 die Hottscheck-Hexenzunft in das Vereinsregister des Amtsgerichts Durlach eingetragen, ein weiterer wichtiger Schritt für die Entwicklung des Vereins. Der „Goldene Ochsen“ erwies sich für die Ausrichtung des Hexenballs mittlerweile als zu klein und so riskierte man den Sprung in die TSV-Halle auf dem Grollenberg, was sich als Glücksgriff herausstellen sollte. Das Programm gestaltete die Zunft größtenteils in eigener Regie: Kurt Heidt, Fritz Hammer, Wilfried Jung und Ursula Vogt brillierten in der Bütt, ebenso wie die Dorfschlappen Elisabeth Bartl und Helga Wendland, und Hubert Wingerath, Kurt Heidt und Gerhard Vogt gefielen als Ringelsockensänger. Die Zunft beteiligte sich an diversen Sitzungen und Umzügen der Karlsruher Karnevalsvereine und der Mitgliederbestand stieg stetig an. Für die Kampagne 1974 wurde Holzbildhauer Konrad Wernet aus Elzach beauftragt, nach einem vorgelegten Entwurf die entsprechenden Masken für die Zunft zu schnitzen und dies tut er auch heute noch. Augrund des hohen Zuspruchs arrangierte man für den Rosenmontag einen zweiten Zunftabend und 1975 gab es den ersten Hexenmarkt. Die Geburtsstunde des Herbst-Astern-Balls im Luisenhof sollte folgen und 1977 festigte der Beitritt zum Festausschuss Karlsruher Fastnacht (FKF) die Beziehungen zu den Karnevalisten der Fächerstadt. Den ersten Weinmarkt durften die Gäste am Vatertag 1978 in der alten Kelter besuchen.
Rechtzeitig zum Jubiläum „1x 11 Jahre Hottscheck-Hexenzunft“ konnte in die neu erstellte Emil-Arheit-Halle umgezogen und erstmals die neuen, grünen Uniformen für die Mitglieder des Zunftrates vorgestellt werden. Auch dieser Schritt stellte sich als positiv heraus, brachte jedoch einen Mehraufwand an Auf- und Abbauarbeit mit sich. Die Jahre vergingen mit steter Weiterentwicklung der Zunft und die Kontakte sowohl ins karnevalistische Karlsruhe als auch in den alemannischen Schwarzwald und in die Schweiz wurden ausgebaut. Neue Gesichter tauchten auf in der Grötzinger Bütt. Eng verbunden hiermit die Straßenfeger, die in wechselnder Besetzung über das Ortsgeschehen so manches Hintergrundwissen persiflierten.
Im Jahre 1985 wurde Siegfried König in das Zunftmeisteramt gewählt. Nach Fertigstellung der Umbaumaßnahmen am Rathausplatz verlagerten sich Weinmarkt, Hexenmarkt und Hexenverbrennung dorthin, was sich als förderlich aufgrund des gestiegenen Platzangebots erwies. Der Asternball jedoch musste aus dem Veranstaltungskalender herausgenommen werden. In der Kampagne 1990 feierte man in zünftiger Weise das 2x 11-jährige Wiegenfest und die Jugendarbeit wurde wegen der steigenden Zahl an jungen Mitgliedern intensiviert. Das Ausarbeiten einer eigenen Jugendordnung, die Ernennung einer Jugendverwaltung und die Wahl eines Jugendvertreters mit Sitz und Stimme im Zunftrat waren der Grundstein hierfür. Um den Verein zu öffnen und für andere Narrengruppen interessant zu machen, folgte im November 1990 die Umwandlung von der Hexen- in die Narrenzunft. Dies machte den Weg frei für die Aufnahme der Noten-Chaoten, die am 11.11.1991 gegründet wurden. Die Gruppe hat inzwischen schon drei CD’s veröffentlicht. Internationale Luft schnupperte sie bei ihren Teilnahmen an der Fiesta Moros y Cristianos in Denia, dem Nikolausumzug in Nancy sowie beim Riverside-Festival in Nottingham.
Zum gleichen Zeitpunkt hob man auch den Förderverein der Hottscheck-Narrenzunft aus der Taufe und die Steinhexe am Rathausplatz ersetzte die alte Holzhexe als Denkmal. In der Kampagne 1992 stand als erster Angeklagter der damalige KSC-Präsident Roland Schmider vor Narrenrichter Hubert Wingerath und ein Narrenbaum zierte erstmals den Rathausplatz. Der Närrische Seniorennachmittag gestellte sich 1993 zu den Aktivitäten der Hottscheck-Narrenzunft, zu dieser Zeit noch in eigener Regie mit einigen Gastauftritten.
Anno 1994 sollte der Startschuss einer Veranstaltung fallen, die sich zu einem weit über die Grenzen des Malerdorfs hinaus bekannten Event entwickelte: Der Grötzinger Nachtumzug – anfangs mit 400 Teilnehmern. Als wesentliche Starthilfe erwiesen sich hierbei die Kontakte zu den Narrengruppen des Gaggenauer Raumes.
1995 übergab Siegfried König das Führungszepter in die Hände von Uwe Reiser.
Unter der Leitung von Uwe Reiser wurden bestehende Kontakte weiter ausgebaut.
Seit 1998 beteiligt sich die KG Blaus-Weiss Durlach an der Ausrichtung des Seniorennachmittags, wobei aber nicht nur während der Kampagne diese seltene Freundschaft zweiter unterschiedlich ausgerichteter Fasenachtsvereine stattfindet.
2001 zum 3 x 11jährigen Jubiläum wurde der Rosenmontagsball mit Liveband durch den „Grötzinger Fasenachtsobend“ ersetzt. Er stand unter dem Motto „von Grötzingern für Grötzinger“. Die Ortsvereine glänzten durch viele bunte Programmpunkte. Die gelungene Mischung zwischen Showauftritten und Tanzrunden hat sich bewährt und erfreut sich immer noch großer Beliebtheit.
Im Jahr 2005 feierte die jüngste Gruppe der Zunft, die Narrenfigur Feueriger Mann seine Auferstehung. Die Sage des Feuerigen Mannes ist im Grötzinger Heimatbuch von Wilhelm Mössinger nachzulesen.
Eine große Freundschaft verbindet die Narrenzunft mit den Grötzinger Kleintierzüchtern, was sich vor allem bei den reibungslos verlaufenden gemeinsamen Arbeitseinsätzen während der Kulturmeile widergespiegelt hat.
Im Jahr 2006 übernahm Thomas Burst das Amt des Zunftmeisters, welches er 2011 an Uwe Herbold übergab.
Im selben Jahr übergab Hubert Wingerath sein hochlöbliches Richteramt in die Hände von Peter Schwall und Ankläger Sven Gaukel, vor welchen sich u.a. schon Stadionsprecher Martin Wacker und Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt verteidigen mussten. Seit 2017 müssen sich die Angeklagten gegen Thomas Tritsch zur Wehr setzen.
Der Nachtumzug fand 2012 zum 4 x 11. Jubiläum der Zunft leider zum letzten Mal statt. Die gestiegenen Auflagen in Sachen Sicherheit und Ordnung machte eine Fortsetzung der beliebten Veranstaltung für die Zunft unmöglich.
2013 feierten die Noten-Chaoten ihr 22jähriges Bestehen mit einem „Gugge gugge uff’m Platz“. Hierbei sorgten auch viele befreundete Guggemusiken aus dem Großraum Karlsruhe für Stimmung auf dem Rathausplatz.
Die Präsentation des neuen Kostüms anlässlich des 30jährigen Bestehens musste 2022 coronabedingt ausfallen und wird deshalb dieses Jahr nachgeholt.
Seit 2014 findet an Stelle des Nachtumzugs der Grötzinger Narrensprung in den historischen Gassen unseres Ortes statt.
Eine gesunde Mischung aus Tradition und Fortschritt hat man gesucht und ist fündig geworden. Der enorm gestiegene Aufwand an Mitgliederverwaltung und Organisationsbedarf, welcher mit dem aus den Anfangsjahren nicht mehr zu vergleichen ist, will bewältigt sein. Die Narrenzunft in ihrer heutigen Form wäre jedoch ohne die Aufbauarbeit der Gründer nicht vorstellbar. Gemeinsam wird es weitergehen…